Waisenhaus-Orden erweist sich als zuverlässlicher Partner

Mit gutem Gewissen haben die Hauensteiner THW-Helfer Manfred Steigner und Andreas Wilde sowie PZ-Redakteur Holger Keller inzwischen die Katastrophenregion an der Ostküste Sri Lankas verlassen und den Rückweg quer über die Insel in Richtung der Hauptstadt Colombo angetreten:

Die „Brothers of Charity", die seit der Übergabe den größten Teil der Spendengelder aus der Südwestpfalz für das neu zu bauende Waisenhaus in Kalmunai verwalten, haben sich als vertrauenswürdige Partner erwiesen. Schon kurz nach der Abreise von dort war – wie versprochen – von den Patern eine Nachricht eingetroffen, in der ein Gesprächspartner von Misereor benannt ist.

Wie berichtet, wird das kirchliche Hilfswerk den Aufbau des künftig 110 Waisenjungen umfassenden Gebäudes übernehmen. Von den Mitteln der gemeinsamen THW/PZ-Aktion, die unter anderem auch von THW und Feuerwehr Bitburg gefördert wurde, können Einrichtung, Lernmittel und Fahrzeuge für das Haus gekauft werden.

Der Orden hat zugesichert, von sämtlichen Anschaffungen Kopien der Belege an das THW Hauenstein zu schicken, um eine möglichst umfassende Kontrolle über die Verwendung der Spendengelder zu gewähren. „Mit diesem weltweiten Interesse und dieser Hilfe haben wir niemals zu träumen gewagt. Unser allergrößter Dank geht aber an Sie, für das Vertrauen, das Sie in uns gesetzt haben in der Verwendung des gesammelten Geldes", schreibt Pater Jef, der stellvertretende Wiederaufbau-Koordinator des Ordens, in seiner E-Mail.

Doch nun geht es wieder raus aus der Krisenregion, weg von den bedrückenden Bildern der zerstörten Häuser, der mittellos gewordenen, ohnehin nie mit Reichtum gesegneten Menschen, die ohne Zukunft ins Leere blickend am Straßenrand stehen, der eingerichteten Flüchtlingslager und der notdürftig geflickten Straßen. Lange noch wird es dauern, bis die Wunden, die der Tsunami am zweiten Weihnachtsfeiertag ins Land gerissen hat, verheilt sind – wenn überhaupt eine vollständige Heilung möglich ist.

Nur wenige Kilometer ins Landesinnere scheint es, als habe sich die Jahrhundertkatastrophe, die allein auf Sri Lanka 30 000 Menschen das Leben kostete, nie ereignet. In den Dörfern und Städten herrscht ein buntes Treiben, auf den Straßen wird in kleinen Gruppen munter debattiert und in den Garagen und Schuppen gehen Händler und Handwerker ihrer Arbeit nach – fernab westlicher Lebensmittel- und Umweltstandards: Da landet auch schon mal ein Fisch zur Bearbeitung auf einem Holzhackklotz, der offensichtlich noch kurz zuvor für seine eigentliche Aufgabe verwendet worden war.

Akkurat dagegen die Schulkinder: In ihren einheitlichen Schuluniformen, meistens ein strahlend weißes Hemd mit blauer Hose für die Jungen und ein weißes Kleid mit rosafarbenen oder grauen Applikationen für die Mädchen, prägen sie in Massen das Straßenbild morgens um 8 Uhr und am Nachmittag gegen 14.30 Uhr. Auch die Polizei ist ständig präsent, und wenn es nur ist, um am Zebrastreifen für Ordung zu sorgen oder an größeren Kreuzungen den Verkehr zu regeln. Dabei gehört diese Berufsgruppe nicht unbedingt zu den Großverdienern auf Sri Lanka. Rund 8 000 Rupien erhält der Staatsdiener im Monat, knapp 105 Euro. Kein Wunder, dass Korruption auf der Insel ein großes Problem ist.

„Etwas" mehr, nämlich 20 0000 Rupien (2 600 Euro) hat der Tee-Tester in der Teefabrik „Pedro Estate" im hügeligen Zentralland bei Nuwara Eliya im Monat zur Verfügung, verrät einer der Angestellten bei einer Führung. Von dem Manager hänge aber auch das Wohl und Wehe der rund 2 000 Beschäftigten und die Zukunft des Hauses ab. Denn der Tee-Tester hat den sprichwörtlichen Riecher dafür, dass die Teeblätter, die auf unübersehbar großen Feldern auf knapp 2 000 Metern Höhe von fleißigen Frauen (deren Monatsverdienst liegt übrigens bei armseligen 600 Rupien, knapp acht Euro) das ganze Jahr über gepflückt werden, in höchster Qualität verarbeitet werden. Er kann erriechen, wenn von der Holzheizung beim Trocknen der Blätter Rauch ausgeströmt ist, wie die Maschinen und Siebe eingestellt werden müssen und wann der Trocknungsprozess abgeschlossen ist.

24 Stunden und fünf Arbeitsschritte braucht ein Teeblatt, bis es zerrieben und in großes Säcken abgepackt etwa als „Broken Orange Pekoe", das Tee-Spitzenprodukt auf Sri Lanka, auf den Export nach Mitteleuropa und verstärkt auch nach Russland wartet – oder in der billigeren, pulverisierten Form zu europäischen Teevertrieben ausgeführt wird, die das aufwändige Produkt in Beutel füllen und zu Pfennigpreisen in Supermärkten anbieten. Tee ist neben Reis der Haupt-Exportartikel Sri Lankas – und beide Pflanzen prägen auch das Bild des Binnenlandes. Immer wieder sind die Reisbauern im Sarong, dem traditionellen Wickelrock Sri Lankas, bei der Arbeit zu sehen, beim Herrichten neuer Felder, bei der Ernte oder beim Verladen des Grundnahrungsmittels.

Irgendwann kommen die THW-Helfer dann in Kandy an, einer früheren Inselhauptstadt. Dort wird in einem pompösen Tempel ein Zahn des Buddha aufbewahrt – sagen jedenfalls die Buddhisten. Aber auch das Hotel für die nächste Nacht wird dort gebucht; und ehe sich die Südwestpfälzer versehen, werden sie noch zu Fotomodellen. Der Hotelbesitzer wartet bereits mit einem Fototeam auf die Ankunft der Europäer. Der neu gebaute Speisesaal soll in eine neue Werbebroschüre aufgenommen werden – und dort ist dann eben auch die Delegation aus der Pfalz am schön gedeckten Tisch hoch über den Dächern der Stadt sitzend zu bewundern.

Pirmasenser Zeitung vom 05.03.2005


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