Tourismus leidet auf der ganzen Insel durch Tsunami-Folgen

Die offensichtlichsten Schäden hat der Tsunami am zweiten Weihnachtsfeiertag an der Ost- und Südküste Sri Lankas verursacht. Aber auch an der Westküste, deren Bewohner verstärkt vom Tourismus leben, hat die verheerende Flutkatastrophe ihre Spuren hinterlassen, wie die THW-Mitglieder Manfred Steigner und Andreas Wilde aus Hauenstein sowie PZ-Redakteur Holger Keller am letzten Tag vor ihrem Rückflug erfahren.

Rund eine Woche war das Trio aus der Südwestpfalz vor Ort, um die gemeinsam von THW und PZ und mit Unterstützung aus Bitburg gesammelten Spendengelder in Höhe von über 110000 Euro für ein Waisenhaus in Kalmunai zu übergeben.

Hauptsaison ist derzeit an der Westküste – weil viele Europäer üblicherweise auf Sri Lanka „überwintern". Doch ein freies Hotelzimmer zu finden, ist derzeit kein Problem. Wo sonst die Unterkünfte voll sind, sind sie momentan noch nicht einmal zu einem Zehntel ausgelastet. „Nach dem Tsunami haben alle Urlauber storniert", bedauert Maria, Empfangschefin in unserem Hotel.

Dabei hat die Flutwelle, die im Osten Tod und Zerstörung brachte, im Westen in der Regel nur für ein kurzes Hochwasser gesorgt. Dessen geringe Schäden sind längst behoben. Dennoch verlieren sich in dem großen Speisesaal mit der offenen Fensterfont zum Indischen Ozean hin die wenigen Gäste – Deutsche,Österreicher, Engländer. Die gepflegten Pools sind leer, die Händler am Strand suchen vergeblich nach Kundschaft. „Auch wir sind Opfer des Tsunami", betont ein T-Shirt-Verkäufer – seine Ware wird er trotzdem nicht los.

Vor dem Hotel warten die Fahrer der dreirädrigen Taxis, der so genannten Tuk-Tuk, auf Touren. „You want to drive to the City?", fragt einer. Rund 100 Rupien (1,30 Euro) wären für die knapp zwei Kilometer lange Fahrt in die Innenstadt von Negombo, vor den Toren der Hauptstadt Colombo, fällig. Dann erkennt er, dass wir Deutsche sind. „Normalerweise sind in der Zeit zwischen November und April alle Hotels voll", berichtet er in fast fließendem deutsch. Denn im europäischen Sommer sei an der Westküste Sri Lankas Monsun, mit sehr viel Regen und einem aufgewühlten Meer, also nichts für Touristen, die einen paradiesischen Palmenstrand und – wie gerade jetzt – Meerestemperaturen von über 25 Grad erwarten – und geboten bekommen. In diesem Jahr stehen die Tuk-Tuk jedoch wieder unbeachtet in Reihe am Straßenrand. Ihre Fahrer hoffen, in Gruppen im Schatten sitzend, bei jedem fremdländischen Gesicht auf eine Fahrt, die wenigstens ein bisschen Einkommen bedeuten würde. Denn in der jüngsten Vergangenheit ist schon einmal eine Hauptsaison auf Sri Lanka ausgefallen. Damals hatte der Virus SARS die Europäer von einem Urlaub in Asien abgehalten.

Es scheint jedoch, dass gerade wegen der wenigen Gäste das Personal noch freundlicher, der Service in den Hotels noch umfangreicher ist als sonst. Kein Wunsch ist den Boys zu viel, stets mit einem Lächeln im Gesicht wird die Arbeit erledigt, selbst wenn der Auftrag offensichtliche Schikane ist und manche – man muss sich dafür schämen – Landsleute ihre „Macht" als Geldbringer gnadenlos ausspielen. Doch statt zu jammern, können die Hoteliers im Westen ihre Situation im Verhältnis zur Gesamtsituation des Landes, insbesondere im Osten, gut einschätzen.

„Danke für Ihre Tsunami-Hilfe", sagt Maria zum Abschied – und lächelt wieder. Vielleicht auch in der Hoffnung, ihre südwestpfälzischen Gäste irgendwann mal wieder bei einem Urlaub begrüßen zu können. Eine Hoffnung, die durchaus ihre Berechtigung hat.

Pirmasenser Zeitung vom 06.03.2005


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