Arbeiten gehen trotz Bürgerkrieg voran

Tsunami-Waisenhaus auf Sri Lanka soll bis Jahresende fertig sein

Kalmunai. Die immer heftiger werdenden Unruhen auf Sri Lanka behindern den Fortgang der Bauarbeiten am Waisenhaus in Kalmunai. Dennoch soll das Haus, wie ursprünglich geplant, Ende des Jahres eingeweiht werden. Das Projekt wird unter anderem durch Spendengelder aus der gemeinsamen Hilfsaktion von PZ und THW-Ortsverband Hauenstein Anfang 2005 finanziert. Der THW-Ortsverband Bitburg und die Freiwillige Feuerwehr Bitburg hatten in einer gemeinsamen Spendenaktion zu Gunsten der Tsunamiopfer 35.000 Euro gesammelt, die diesem Projekt zugeflossen sind.http://www.thw-bitburg.de/thw/cms/upload/bilder/srilanka.jpg

Bruder Jef, der Projekt-Manager des Ordens der"Brothers of Charity", war vor wenigen Tagen an der Ostküste der Insel, um sich mit weiteren Verantwortlichen des Ordens über den Fortgang der Bauarbeiten zu informieren. "Wir müssen akzeptieren, dass der Mangel an Sicherheit an der Ostküste einen langsameren Fortschritt der Bauarbeiten verursacht", schreibt er im Anschluss an den Besuch in einer E-Mail an die deutschen Spender. Doch die Baufirma habe zugesagt, die Arbeiten planmäßig bis zum Jahresende abzuschließen.

An dem dreiflügligen Gebäude, das nach Fertigstellung etwa 80 bis 100 Waisenjungen eine neue Heimat bieten soll, ist das Erdgeschoß bereits fertig gemauert, vom Obergeschoß steht bereits mehr als die Hälfte. Hier sollen künftig die Jungen statt in einem großen Schlafsaal in Vier-, Sechs- und Achtbett-Zimmern schlafen.

Momentan überlegen die Verantwortlichen, zur Verbesserung der Wasserversorgung am Waisenhaus Erdtanks mit einem Fassungsvermögen von rund 100.000 Litern einzubauen. "Klares und gutes Wasser ist etwas sehr Wichtiges angesichts einer sechsmonatigen Dürrezeit", verdeutlicht Bruder Jef. Die Kosten dieser Zusatzausstattung stehen derzeit noch nicht fest. Außerdem ist dieFinanzierung hierfür noch nicht gesichert. Doch hier könnten die Spenden aus der Südwestpfalz und der Eifel helfen: Denn auf dem THW-Spendenkonto stehen noch rund 60.000 Euro zur Verfügung, die zunächst zurückgehalten wurden, um Missbrauch zu vermeiden, aber je nach Notwendigkeit für weitere Maßnahmen schnell und unbürokratisch zur Verfügung gestellt werden können.

Bei dem verheerenden Tsunami am zweiten Weihnachtstag 2004 kamen rund um den Indischen Ozean etwa 200.000 Menschen ums Leben. Allein an der Ostküste Sri Lankas wurden als Folge der etwa zwölf Meter hohen Flutwelle rund 30.000 Tote gezählt. Unmittelbar an den bisherigen Standort des Waisenhauses angrenzend starben beispielsweise 700 Menschen in einer Fischersiedlung.

Die "Brothers of Charity" entschlossen sich nach der Katastrophe, das Waisenhaus an einem neuen Standort auf dem etwa 500 Meter entfernten Ordensgrundstück zu bauen. Hier gingen dieWaisenjungen bereits vor der tödlichen Welle zur Schule.

Durch die schleppende Unterstützung der singhalesischen Regierung nach dem Tsunami brach der seit Jahren andauernde Konflikt mit der tamilischen Minderheit wieder auf. Die Neuwahl der Regierung im November 2005 mit dem knappen Sieg des eher als tamilenkritisch eingestellten Mahinda Rajapakse als neuem Präsident tat ein übriges. Bombenanschläge und Ermordungen auf offener Straße sind seitdem wieder an der Tagesordnung, Regierungstruppen und Anhänger der tamilischen Befreiungsfront LTTE, die seit Jahrzehnten für einen eigenen Tamilenstaat kämpft, leisten sich im Nordosten (hier sind die Tamilen in der Mehrheit) erbitterte Kämpfe. Gerade in den letzten Tagen hat der Konflikt wieder an Schärfe zugenommen. Tausende von Familien sind auf der Flucht, die meisten Büros der internationalen Hilfsorganisationen für den Wiederaufbau der Küstenregion nach dem Tsunami wurden geschlossen. Allein seit Dezember 2005 starben durch den Bürgerkrieg auf Sri Lanka wieder 800 Menschen. Die seit über 20 Jahren andauernden Unruhen haben unterschiedlichen Schätzungen zufolge bislang 70.000 bis 100.000 Menschen das Leben gekostet.

Foto & Text: Pirmasenser Zeitung


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